Andi hat sich das erste Mal alleine auf den Weg gemacht. Diesmal mit Rennvelo mit der Tour-Idee um den Obersee inklusive ein paar Höhenmeter. Hat er sich dabei eventuell übernommen? Ihr werdet es erfahren.

Route: Um den Obersee Ermenswil – Uznach – Siebnen – Wägital – Siebnen – Lachen – Rapperswil – Ermenswil
Kilometer: 61,40
Höhenmeter: 962
Highlight: Der Wägitalsee – wunderbar kitschig schön
Lowlight: Zwei Pausen in der letzten Rampe

Obersee Tour
Obersee Tour mit massig Höhenmetern

Heute Morgen passierte Historisches: Zum ersten Mal seit weit über einem Jahr ist die erste Zahl auf meiner Waage keine 9 mehr. (Alle, die jetzt hämisch mit einer 1 rechnen: Schämt Euch!). Das knallharte, höchst disziplinierte Training mit Roger scheint sich bereits auszuzahlen.

So eine Motivationsspritze will ausgenutzt werden. Also hole ich mein Rad aus dem Keller – für einmal nicht das Bike, sondern das schnelle, leichte, mit den schmalen Pneus, das seit dem «Jahrhundertsommer» in meinem Besitz ist. Man sieht ihm zwar das Alter an, nicht aber die gefahrenen Kilometer. Warum nur? Trotzdem hat es sich gut gehalten, nach nur wenigen Pumpstössen vor dem Start läuft es tadellos.

Für die Routenwahl überlege ich mir jeweils einen Ort, wo es schön ist und ich schon lange nicht mehr wahr. Punkt. Mehr Vorbereitung gibt’s nicht. Ich will nicht wissen, wie weit es dorthin ist, wie lange ich brauchen werde oder gar wie viele Höhenmeter ich zurücklegen muss. Nachteil dieser Methode: Ich weiss nicht, was mich erwartet. Vorteil: Ich weiss nicht, was mich erwartet 😉 Heute habe ich mir das Wägital in den Kopf gesetzt. Dort ist es schön, ich war schon ewig nicht mehr da und es gibt ein paar Höhenmeter zu überwinden. Nicht viele. Dachte ich…

Oberer Zürichsee
Blick über den oberen Zürichsee, nach den ersten Höhenmetern

Kurz vor meiner Abfahrt lade ich Strava herunter – damit die Tour für den/die interessierte/n Blogleser sauber dokumentiert ist. Beim Einrichten rät mir die App: «Am besten lernst Du Strava beim Schwitzen kennen». Wie bitte? Du Ding willst mich alten Wüstenfuchs schwitzen lernen? Ich habe schon geschwitzt, als tonnenschwere TV-Geräte nur zwei Farben, dafür keine Fernbedienung hatten. Und die Telefone noch ein Kabel und eine Wählscheibe. Und Strava noch nicht mal eine Idee. «Nicht ich werde Dich kennenlernen, sondern Du mich», denke ich grimmig, drücke entschlossen den Start-Button und schwinge mich beherzt in den Sattel.

Schwyzer Berge
Berglandschaft des Kanton Schwyzes

Um es kurz zu machen: Strava sollte recht behalten. Ich habe tatsächlich in ganz neuen, kaum für möglich gehaltenen Dimensionen geschwitzt. Noch zwischen den letzten Häusern von Siebnen steigt der signalisierte Veloweg ruppig an. Im Fortlauf wechseln sich «steil», «extrem steil» und «gefühlt überhängend» in munterer Reihenfolge ab. Ein Glück, dass ich vorher nicht wusste, wie bergauf es hier tatsächlich geht. Nie im Leben wäre ich sonst diese Tour gefahren.

Der letzte Aufstieg zum Vorderthal
Schonoschöda: Vor dem letzten Aufstieg nach Vorderthal

In der letzten Rampe, kurz bevors danach hinunter nach Vorderthal geht, breche ich den Rekord im «Langsam-fahren-und-trotzdem-nicht-umfallen». Doch so weit oben gibt man nicht mehr auf. Lieber bleibt man kurz (oder in meinem Fall etwas länger) stehen, grüsst die munter bergauf strampelnden Velokollegen und tut so, wie wenn man die atemberaubende Aussicht geniesst. Was man auch tut – gezwungenermassen.

Waegitalersee
Touchdown am Wägitalersee! Oder Touchhigh? Touchup?

Der letzte Aufstieg hoch zum Wägitalersee verlangt Mensch und Maschine – also vor allem Mensch – noch einmal alles ab. Wenn nicht noch mehr. Dafür entschädigt die Landschaft oben für all die Strapazen: Wie der See so friedlich eingebettet daliegt, umzingelt von hohen Bergen, auf deren Spitzen tatsächlich noch Schnee liegt, das ist einmalig kitschig-schön. Vergessen ist die ganze Plackerei und der Schweiss schon halb getrocknet. Und noch viel schöner ist, dass auf dem ganzen Heimweg praktisch keine Höhenmeter mehr auf mich warten…

Selfie von Andi
Sieht man mir die 1000 Höhenmeter an?

Apropos: Weiss noch jemand, wann der «Jahrhundertsommer» war? Oder ist das ein Wortgespinst von mir?

(Visited 168 times, 1 visits today)

Leave A Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert