Die erste „Monstertour“ vom Jahr steht an. Andi erfährt seinen neuen Frühling und die damit verbundene Liebe. Roger hatte einen Platten. Warum es trotzdem für Beide hervorragend war? Sehe selbst.

RouteRüti – Hasenstrick – Egg – Ghöch – Steg – Wolfsgrueb – Josenberg – Elbatobel – Wald – Hiltisberg – Rüti
Kilometerca. 45
Höhenmeter 1307
LowlightRogers «Platten» und …
Highlight… wie meisterhaft er diesen behoben hat

«Verliebt ins Biken»

Was ist Deine schönste Emotion überhaupt? Welches Gefühl beschert Dir einen heissen Kopf, einen kalten Rücken, feuchte Hände und lässt Dir alle Haare am Körper senkrecht in die Höhe stehen? Wovon bekommst Du nie genug und willst immer mehr davon?

Lass Dir ruhig einen Moment Zeit für eine Antwort. Für Deine Antwort.

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Ist es, wenn Dir jemand Liebes sagt, dass er/sie Dich sehr gern mag? Oder das Gefühl, an einem wunderschönen Strand zu liegen und einem atemberaubenden Sonnenuntergang beizuwohnen? Oder wenn Du eine dicke Gehaltserhöhung bekommst? Ist es der Sound und das Vibrieren Deines Autos? 

Bei mir ist die Antwort nach meinem besten Gefühl klar und eindeutig. Ich liebe es, verliebt zu sein. 
Und ja: Ich bin verliebt! Das wurde mir auf unserer neusten Biketour gleich mehrfach sehr bewusst.

Andi Downhill Allmen
Andi rattert den Allmen runter

Noch frische Temperaturen, aber strahlender Sonnenschein erwarteten Roger und mich zu unserer nächsten Bike4Plausch-Tour. Ausserdem waren auch «Ganzvielzeit» und «Lockerewaden» mit am Start, weshalb wir eine grössere Runde vorhatten. Sicher hoch auf die Egg, übers Ghöch und hinunter nach Steg, um dort nachzufühlen, wie viel «Sprit» sich noch in unseren Tanks befindet und die Rückkehr entsprechend anpassen. So weit unser Plan und die Theorie.

Die Praxis sah anders aus: Roger hatte einen «Platten». Sein hinterer Reifen war so flach wie manche Scherze. «Da hat sich wohl jemand einen solchen erlaubt und gelüftelt,» lachten wir und pumpten den Reifen resolut auf, bis zur optimalen Anzahl Bar. Doch schon nach 300 Metern fuhr Roger sinnbildlich bereits wieder «tiefer gelegt». Es half nichts: Abbrechen, umdrehen und einen neuen Schlauch einsetzen.

Roger Downhill Steg
Roger auf der Fahrt runter zu seiner alten Heimat Steg

Ganz ehrlich: Ich weiss nicht mehr, wie alt ich war, als ich das zum letzten Mal tat. Ich ging wohl noch zur Schule und das Velo, an dem ich diese Prozedur vollzog, hatte genau drei Gänge und war so weit von einem heutigen Mountainbike entfernt wie ein VW Käfer von einem E-Auto. Roger aber ging zu Werke, wie wenn er das jede Woche machen oder heimlich üben würde. Wie gekonnt er die hintere Nabe löste, das Rad heraushob, dann den Pneu von der Felge wuchtete, um den darin liegenden, perforierten Schlauch herauszupuhlen und fein säuberlich durch einen neuen zu ersetzen, den Pneu zurück auf die Felge stemmte, aufpumpte, das Rad wieder einsetzte, die Kette einhängte, die Gänge probehalber hoch und tief schaltete …

Für eine Verliebtheit hats zwar nicht gereicht. 
Doch mit welcher Ruhe, Routine und welch grossem Können Roger dieses Malheur aus der Welt schaffte, hat mich tief beeindruckt. Geradezu meisterlich!

Buri
Richtung Tössscheide haben wir beim Buri eine kurze Essensrast gemacht.
Toessscheidi
Wunderschöne Licht Schattenspiele in der Tössscheidei

Aber: Ich bin verliebt in den Frühling!
Wenn das Warmhalten nicht mehr allein die Funktionswäsche übernimmt, sondern die Sonne einen schönen Teil dazu beiträgt. Wenn man wieder die kurzen sexy Bikeshorts anziehen kann – auch wenn die Beine darunter noch erschreckend weiss sind – das ist doch schlicht grossartig. Bei unserem Aufstieg zum Hasenstrick, nach Unterbach, hinüber zum Vorderen Sennenberg, hoch zur Egg und auf den Gipfel des Allmen bekamen wir nicht nur einen ersten Eindruck des Frühlings, nein, er ist da! Endlich. Und endgültig.

Andi Downhill Josenberg
Nach der Wolfsgrueb, über den Josenberg zu einem schönen Trail runter ins Hüebli

Und: Ich bin verliebt in die Natur!
Gerade jetzt, wenn alles neu erwacht, sich alles neu erfindet, finde ich unsere Welt zum Niederknien schön. Es ist tröstlich, dass die Natur trotz Corona weiter «funktioniert». Oder gerade weil? Der Frühling findet trotzdem statt. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich habe das Gefühl, dass sich die Natur zumindest ein wenig erholen kann, wenn wir Menschen uns einschränken müssen. Sie wirkt eine Spur klarer, frischer, gesünder. Wie unglaublich blau und rein ein Himmel sein kann, wenn ihn keine Kondensstreifen durchkreuzen.

Roger Downhill Allmen2
Schlussendlich ist Roger abgestiegen. Verletzungen in der aktuellen „Corona“-Lage wären nicht schlau.

Ich bin verliebt in mein neues Bike!
Besonders in Abfahrten wie jener hinunter nach Steg sind die Unterschiede und Fortschritte geradezu frappant. Letzten August fuhren Roger und ich noch zögerlich und beinahe ängstlich bergab. Heute fühlen wir uns beide viel sicherer, vertrauter, selbstbewusster – ohne dabei ein zu hohes Risiko einzugehen. Wir wissen beide, was wir können – und noch genauer, was wir lieber nicht tun sollten. Der Anteil an Wissen und Können wächst kontinuierlich. Und das ist richtig cool!

Andi Downhill Huebli
Der letzte Trail vom Hüebli zum Elbatobel haben wir auch gemeistert.

Ich bin verliebt in meinen Körper!
Zugegeben: Das hört sich leicht narzisstisch an. Aber wenn ich spüre, wie es schwitzt, keucht, ächzt und in den Oberschenkeln brennt, wie es in ihm «lebt und fägt», wenn ich in die «Wand» zur Wolfsgrueb pedale, dann bin ich schon ziemlich stolz auf mich. Und nein: Wir haben den «Killer» auch dieses Mal nicht gepackt. Unsere Aufnahme in die «Hall of Fame of Mountainbiking» muss sich noch etwas gedulden. Heute waren wir aber schon viel näher dran als noch vor wenigen Monaten. Zudem befand sich oben angekommen noch einiges an Rest-Energie in unseren Tanks, weshalb wir die Umwege über den Josenberg, steil hinunter ins Hüebli, durchs Elbatobel nach Wald und über den Hiltisberg zurück nach Rüti spielend verkrafteten.

Kurz: Wir sind fit wie ein Bikeschuh, motiviert bis in die Lenkerspitzen. Und verliebt. Ins Biken.

Feierabendbier
Das Feierabendbier war nach dieser Monstertour wohl verdient.

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